Die Daten des Londoner Investmentdaten-Unternehmens Preqin zeigen, dass sich Infrastruktur in den letzten zehn Jahren global zu einer der am schnellsten wachsenden Anlageklassen institutioneller Investoren entwickelt hat. Das verwaltete Vermögen ist jedes Jahr um mehr als 15 Prozent gestiegen. Auch bei Schweizer Pensionskassen ist in der letzten Dekade ein kontinuierlicher Anstieg bei der durchschnittlichen Allokation und dem Infrastrukturvermögen zu verzeichnen. Verschiedene Faktoren haben der Anlageklasse Schub gegeben. Ein wichtiger Faktor war die Zinspolitik der Nationalbanken, die mit Null- und Negativzinsen die relative Attraktivität von Anlagen in Infrastrukturprojekten erhöhte. In der Schweiz kam die BVV2-Änderung hinzu. Seit 2020 sind Infrastrukturanlagen eine eigene BVV2-Anlagekategorie mit einer Obergrenze von zehn Prozent des Gesamtvermögens.
Die Jahre 2023 und 2024 waren für die private Infrastruktur jedoch schwierig. Das Fundraising für Fonds war deshalb herausfordernd. Die global gestiegenen Zinsen führten zu einem Rückgang der Nachfrage, wodurch die Anlageklasse temporär relativ an Attraktivität verlor. Es kam zum Denominator-Effekt. Um ihre Ziele zur Kapitalbeschaffung zu erreichen, haben Asset-Manager die Fundraising-Periode erweitert. Der effektive Infrastrukturmarkt blieb aber weiterhin stark. Die geringere Nachfrage reduzierte das noch nicht investierte Kapital (Dry-Powder). Geschadet hat dies nicht.
Infrastruktur-Fundraising: Wert (in Milliarden USD) und Anzahl

Politischer Rückenwind für gewisse Sektoren
Die Anlageklasse Infrastruktur spielt über 2025 hinaus eine bedeutende Rolle. Zur Modernisierung der bestehenden Infrastruktur sowie zur Digitalisierung und zur Schaffung von Infrastrukturen für erneuerbare Energien wird erhebliches Kapital benötigt. In den Sektoren Versorgung, Kommunikation, Transport und soziale Infrastruktur gibt es ebenfalls Investitionsbedarf. Darüber hinaus sind auch eng mit der künstlichen Intelligenz verbundene Infrastrukturanlagen wie Rechenzentren und deren Energieversorgung auf Kapitalmittel angewiesen.
Viele Infrastrukturfonds konzentrieren sich auf langfristige, nachhaltige Ziele wie erneuerbare Energie. Weltweit werden Investitionsanreize zum Ausbau der Infrastruktur diskutiert. Der ehemalige italienische Ministerpräsident und EZB-Chef Mario Draghi forderte in einem kürzlich publizierten Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der EU unter anderem eine wettbewerbsfähige Energieversorgung, die Modernisierung und den Ausbau der Infrastrukturen und eine Digitalisierungsoffensive. Da die Staaten nicht in der Lage sind, den erforderlichen Kapitalbedarf zu stemmen, werden in den nächsten Jahren vermehrt private Investitionen benötigt.
Von institutionellen Investoren gesuchte Charakteristika
Tiefe Zinsen in der Schweiz zurück
Die Zinssätze sind rückläufig. Die relative Attraktivität der Anlageklasse hat zugenommen. Für Pensionskassen ist dies genau der richtige Zeitpunkt, mit Infrastrukturinvestitionen dem Anlagenotstand entgegenzutreten. So können Zinsversprechen erfüllt werden. Nach Ansicht von Investoren, führenden Informationshäusern, wie Preqin und IPE, und im internationalen Vergleich, wird die Infrastrukturquote weiter steigen. Einige institutionelle Investoren in der Schweiz dürften mittelfristig eine Quote zwischen fünf und zehn Prozent erreichen.
Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Infrastrukturanlagen sind über das Jahr 2025 hinaus positiv. Nicht-gelistete Infrastrukturinvestments sorgen durch ihre hohe Widerstandsfähigkeit gegen konjunkturelle Schwankungen für langfristige Stabilität im Portfolio und spielen deshalb auch in den nächsten Jahren eine bedeutende Rolle in der Anlagewelt.