Diese Entwicklung hat das Anlageuniversum stark verändert und nicht börsenkotierten Unternehmen neue Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung erschlossen. Gemäss Preqin, einem führenden Anbieter von Finanzdaten, Analysen und Marktinformationen für alternative Vermögenswerte, sind die verwalteten Vermögen bei Privatmarktanlagen seit 2010 stark gewachsen und werden sich nach ihren Prognosen in ein bis eineinhalb Jahre gar verdreifacht haben.
Der Trend, Investitionen im Privatmarktsegment zu tätigen, setzt sich also unbeirrt fort. Dies ist drei Ursachen zuzuschreiben: Erstens dem langanhaltenden Tiefzinsumfeld, zweitens den Börsen, die trotz Corona-Krise schwindelerregende Höhen erreicht haben, und drittens – ein sehr wichtiger Punkt – korrelieren Privatmarktanlagen vergleichsweise wenig mit den traditionellen Finanzmärkten. Damit eignen sie sich bestens zur Risikodiversifikation innerhalb eines Portfolios.
Löwenanteil in Private Equity
Den grössten Anteil bei den Privatmarktanlagen bildet das global verwaltete Private Equity Kapital mit über 4,4 Billionen US-Dollar. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Aktienmärkte stark verändert - beispielsweise hat die Anzahl börsenkotierter US-Unternehmen während dieser Zeit massiv abgenommen. An den Börsen dominieren vor allem lang bestehende, mehrheitlich grosse und reife, aber auch langsam wachsende Unternehmen. Gleichzeitig bleiben heute Unternehmen länger in privaten Händen. Diese strukturellen Veränderungen bieten Private-Equity-Anlegern gute Investitionsmöglichkeiten, denn private Unternehmen müssen dadurch nicht zwingend an der Börse kotiert sein, um an frisches Kapital zu gelangen.
Starkes Wachstum bei Private Debt
Private Debt ist wohl die jüngste Anlageklasse im Privatkapitaluniversum. Zudem verzeichnete sie seit der globalen Finanzkrise ein starkes Wachstum: Das weltweit verwaltete Vermögen ist jährlich gestiegen und erreichte im Oktober 2020 einen Stand von 848 Milliarden US-Dollar. Preqin erwartet, dass Private Debt eine der am schnellsten wachsenden Anlageklassen sein wird, mit einer jährlichen Wachstumsrate von 11,4 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Die prognostizierte Wachstumsrate signalisiert damit eine starke Nachfrage, die sich durch eine erwartete Nettorendite in Euro von etwa 6-8 Prozent je nach Ansatz erklären lässt. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld bedeutet dies eine attraktive Investitionsmöglichkeit.
Positive Perspektiven bei Infrastruktur
Das international verwaltete Vermögen, das in Infrastruktur investiert ist, stellt das in den vergangenen zehn Jahren am stärksten gewachsene Privatmarktanlagensegment dar. Es hat sich fast vervierfacht und erreichte im Herbst 2020 einen Stand von 639 Milliarden US-Dollar. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ausgaben für Infrastruktur weiter steigen werden, wobei der Schwerpunkt auf den Zielen für nachhaltige Entwicklung liegen wird. Das Thema Infrastruktur steht beispielsweise in den USA im Rampenlicht, da die neugewählte Biden-Regierung mit ihrer politischen Mehrheit im Kongress versuchen wird, verstärkt in Infrastruktur zu investieren. Auch in der Schweiz steht das Thema Infrastruktur hoch im Kurs, denn seit Oktober 2020 fallen Infrastrukturanlagen bei den Anlagerichtlinien für Pensionskassen nicht mehr in die Kategorie der alternativen Anlagen. Schweizer Pensionskassen können gemäss revidierter BVV 2-Verordnung neu bis zu zehn Prozent ihrer Vermögen in diese neue Anlagekategorie investieren. Dies wird zu erheblichen Allokationsverschiebungen führen: Die Vorsorgeeinrichtungen erhalten einerseits die Möglichkeit, ihre Infrastruktur-Allokationen zu erhöhen und können gleichzeitig die dadurch frei gewordenen Allokationen in andere alternative Anlagen wie Private Equity, Private Debt oder Private Real Estate investieren.
Solide Immobilien
Die in Private Real Estate verwalteten Vermögen von über 1 Billion US-Dollar sind über die vergangenen zehn Jahre im Vergleich zu den übrigen Anlageklassen am geringsten gewachsen. Viele Anleger werden sich jedoch weiterhin Immobilien zuwenden, weil sich hiermit solide Renditen erzielen lassen. Vermögenswerte in Immobilien können vor allem von langfristigen Mietverträgen, indexierten Mieten und stabilen Cashflows profitieren. Dies macht sie für langfristige Anleger sowie diejenigen, die Inflationsschutz suchen, zunehmend attraktiv.
Spezialisiertes Know-how erforderlich
Privatmarktanlagen erfordern vertieftes Know-how und langjährige Erfahrung. Anleger benötigen nicht nur Kenntnisse über verschiedene Anlagekategorien und Investitionsformen, sondern auch über regulatorische und steuerliche Rahmenbedingungen sowie deren Risiken. Angesichts des notwendigen spezialisierten Know-hows empfiehlt es sich, das Investment über indirekte Investitionsvehikel oder Mandatslösungen zu realisieren. Dabei ist eine Umsetzung über offene oder geschlossene Fondsstrukturen möglich, die von professionellen Investment Managern strukturiert und verwaltet werden. Typischerweise bieten sich hier Schweizer Anlagestiftungen oder in Luxemburg domizilierte Fonds an. Schweizer Pensionskassen investieren meist über geschlossene Anlagelösungen. Die geschlossene Struktur passt zur illiquiden Natur solcher Anlagen, die in der Regel bis zu ihrer Reife gehalten werden. Empfehlenswert ist die sorgfältige Auswahl eines professionellen Investment Managers, der den Anlegern erleichterten Zugang zu den aussichtsreichsten Vermögensanlagen gewährt und für eine transparente und kosteneffiziente Struktur sorgt. Um mit der anfangs erwähnten Metapher abzuschliessen: Man benötigt die erfahrensten Kapitäne, um sicher auf reissenden Strömen zu navigieren.