Grosser Infrastrukturbedarf
Viele Länder müssen in den kommenden Jahren Infrastrukturen erneuern oder ausbauen. Da vielerorts das Geld für eine rein staatliche Finanzierung fehlt, bieten Bauprojekte eine interessante Anlagemöglichkeit für die Privatwirtschaft, nicht zuletzt für Pensionskassen. An lukrativen Angeboten dürfte es in den kommenden Jahren kaum mangeln – das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum/WEF) schätzt den globalen Bedarf an Infrastrukturinvestitionen auf jährlich 3,7 Billionen US-Dollar bis zum Jahr 2035. Die weltweit wachsende Bevölkerung, die zunehmende Urbanisierung und Mobilität sowie die wirtschaftlichen Entwicklungen bringen einen gewaltigen Investitionsbedarf in diesem Bereich mit sich.
Steigende Investitionen
Die ultraniedrigen Zinsen zwingen Pensionskassen, nach neuen Ertragsquellen zu suchen. Dabei belaufen sich die Vermögen, die Schweizer Pensionskassen bislang in Infrastrukturanlagen investiert haben, auf über 8 Milliarden Schweizer Franken. Dies zeigt eine Übersicht des Bundesamts für Statistik. Und die Nachfrage nimmt weiter zu, wie jüngste Erfahrungen zeigen.
Herausforderungen beim Investieren
Für Schweizer Pensionskassen ist klar, dass Infrastruktur für Investitionen ein interessantes Feld ist, doch stellt sich die Frage, welche Vorgehensweise dabei am meisten Erfolg verspricht. Pensionskassen müssen sich hier mit unterschiedlichen Fragen auseinandersetzen, zum Beispiel: «Brownfield» oder «Greenfield»? Passen die Kosten zu den erwarteten Renditen? Soll über Direktinvestitionen, Infrastrukturfonds, Dachfonds oder Co-Investments investiert werden? Bei welchen Vehikeln hat der Anleger die volle Kontrolle?
Stabilität mit «Brownfield»-Anlagen
Bei «Brownfield»-Infrastrukturanlagen handelt es sich um operative Projekte, deren Risiko-Rendite-Profil grundsätzlich mit dem einer Immobilienanlage verglichen werden kann. Daher eignen sich solche Investitionen besonders für Anleger, die einen beständigen Cashflow und dauerhafte sowie vorhersehbare Renditen ansteuern. «Greenfield»-Anlagen dagegen sind Projekte, die sich erst in der Anfangsphase befinden und bei denen der Investitionsbedarf gross ist. Durch das potenziell höhere Entwicklungsrisiko ähnelt dieses Risiko-Rendite-Profil dem einer Private-Equity-Anlage. Derartige Investitionen streben vor allem eine Kapitalwertsteigerung an. Innerhalb des Infrastrukturuniversums empfehlen sich defensive «Brownfield»-Anlagen, weil sie bereits aktiv sind und stabile Renditen generieren.
Kosteneffizienz, das A und O
Für Schweizer Pensionskassen sind Kosten ein zentrales Thema. Erstens weisen Infrastrukturvehikel oft Gebühren auf, die mit denen von Private-Equity-Anlagen übereinstimmen, obwohl sich die Renditen stark unterscheiden können. Deshalb sollten Kassen auf Kosten achten, die an die zu erwartenden Renditen angepasst sind. Zweitens zeigen geschlossene Kollektivanlagen, die in Infrastruktur investieren, oft einen sogenannten J-Kurven-Effekt. Die J-Kurve bezeichnet den typischen Rendite- und Liquiditätsverlauf, der anfänglich aufgrund von Investitionen, Gebühren und Ausgaben negativ ist, sich nach ein paar Jahren aber zu einem positiven Rendite- und Cashflow-Trend entwickelt. Dieser Effekt kann durch die gezielte Beimischung von Co-Investments sowie durch die Entwicklung attraktiver alternativer Gebührenmodelle reduziert werden. Pensionskassen sollten dabei auf eine innovative, transparente und kosteneffiziente Struktur achten und von einem Verwaltungsgebührenmodell profitieren, das nicht auf der Kapitalzusage, sondern auf dem investierten Kapital basiert.
Diversifikation über Co-Investments
Pensionskassen sollten ihre Risiken möglichst breit streuen, etwa über Infrastrukturanlagen in unterschiedlichen Sektoren und Regionen weltweit. Zudem ist es sinnvoll, zur Risikostreuung verschiedene Co-Investitionen zugleich vorzunehmen und so das eigene Netzwerk auf mehrere Bereiche und Player auszuweiten und nicht von einem einzigen Investment Case abhängig zu sein. Ausserdem kann mit Co-Investitionen ohne zusätzliche Kosten gezielter diversifiziert werden als über Fonds.
Beispiel einer Co-Investition
South Staffordshire Plc mit Sitz in Walsall (Grossbritannien) ist eine Dienstleistungsgruppe, die ein reguliertes Wasserunternehmen mit zwei getrennten Versorgungsregionen im sogenannten Black Country nördlich und westlich von Birmingham betreibt. Das Unternehmen liefert täglich 330 Millionen Liter Wasser an etwa 500’000 Haushalte sowie 36’000 Geschäftskunden und bietet eine Reihe von Diensten im britischen Wassersektor und zunehmend auch für andere Infrastrukturinhaber an. Bei South Staffordshire Plc haben Anlegerinnen und Anleger klare Sicht auf die Cashflows und können ein langfristig stabiles Renditeprofil erwarten.
Um bei einem riesigen Bereich der Infrastrukturen eine erfolgreiche Anlagestrategie zu wählen, bieten sich für Pensionskassen eine sorgfältige Auswahl der Anbieter und gründliche Due Diligence durch einen Spezialisten an. Klarheit verschaffen sollte sich eine Kasse auch über die Transparenz einer Anlage, über steuerliche Aspekte sowie darüber, wer die Infrastrukturanlagen operationell kontrolliert und ob ein Vetorecht bei jeder Investition besteht.
Die Anlagegruppe Infrastruktur I und II enthalten je über 20 Investitionen weltweit und beide haben sich seit der Lancierung im Jahr 2013 respektive 2017 positiv entwickelt (siehe Infrastruktur I und Infrastruktur II). Das weitverbreitete Performance-Mass oder der Investitions-Multiple «Total Value to Paid-in» (TVPI) ergibt sich aus dem Gesamtwert inklusive Ausschüttungen im Verhältnis zum eingezahlten Kapital. Ein TVPI von über eins deutet auf einen positiven Ertrag im Verlauf der Halteperiode hin, was bei beiden der Fall ist. Somit können Infrastrukturanlagen äusserst wirkungsvoll sein, und sie sind als Option zu sehen, die einem Portfolio beigemischt werden kann.