Closed-End als optimale Struktur der ersten Stunde – was spricht dafür?
Closed-End- bzw. geschlossene Strukturen weisen eine fixe Laufzeit von zum Beispiel zwölf Jahren auf. In der Aufbauphase, die im illustrierten Beispiel drei Jahre beträgt, werden die Investments getätigt. Danach werden die Anlagen, im Beispiel weitere sechs Jahre, gehalten. Die Investoren profitieren in dieser Zeit von jährlichen Ausschüttungen aus laufenden Erträgen und von vereinzelten vorzeitig vorgenommenen Verkäufen. In den letzten Jahren, der Realisierungsphase, kümmert sich der Portfoliomanager um einen optimalen Erlös durch bestmögliche Verkäufe. Für neue Investoren ist das Vehikel üblicherweise nur zu Beginn zugänglich.
Closed-End Strukturen verlangen von Investoren deshalb einen gewissen Grad an Aufmerksamkeit in Bezug auf Cash-Management und Verwaltung des Investitionsgrades. Von Anlegern sehr geschätzt wird im Gegenzug jedoch vor allem die Investitionseffizienz. So werden etwa Kosten für Liquidität vermieden, wie sie bei Open-End Strukturen anfallen können. Darüber hinaus werden die Anlagen auch nicht durch immer neue Kundeneinlagen verwässert. Weitere Vorteile sind die tendenziell tieferen laufenden Strukturkosten sowie der höhere Grad an Alinierung der Interessen bei den Performancegebühren. Diese fallen nur bei effektiv realisierten Gewinnen an. Ausserdem müssen Anleger nicht ganz auf Liquidität verzichten. Denn Closed-End Strukturen schütten im Gegensatz zu vielen Open-End Varianten die laufenden Erträge an die Anleger aus.
Zu Beginn waren es vor allem Grossinvestoren mit entsprechenden internen Kapazitäten und einem hohen Bedarf an Anlageeffizienz, die in Infrastruktur investierten. Daher überrascht es nicht, dass geschlossene Strukturen in den ersten Jahren der Anlageklasse den Markt dominierten.
Der Komfort-Aspekt steigert die Popularität von Open-End Strukturen
Sogenannte «Evergreen» Strukturen weisen keine fixe Laufzeit auf. Neue Kapitalzusagen können bei vorhandenen Anlageopportunitäten laufend angenommen werden. Dadurch ist es möglich, das Portfolio ständig weiter auszubauen. Anleger profitieren aber auch von Rückzugsmöglichkeiten, die allerdings mit festen Kündigungsfristen behaftet sind.
Einige Infrastrukturanlagen weisen einen sehr langen Investment-Horizont von über zehn Jahren auf. Bei Verkäufen können Transaktionsgebühren anfallen. Deshalb kann eine Open-End Struktur sinnvoll sein. Als grosser Vorteil für Anleger gilt der Faktor «Komfort». Open-End Strukturen weisen einen geringeren Aufwand für das Cash Management auf. Dies bei gleichbleibendem Investitionsgrad, da intern nicht regelmässig neue Tranchen selektiert und bewilligt werden müssen. Nachträglich hinzukommende Anleger schätzen ausserdem, dass in ein bereits bestehendes, diversifiziertes und bekanntes Portfolio investiert wird. Die Anlage ist dadurch sehr schnell voll investiert und trägt darüber hinaus auch noch ein tieferes «Blind-Pool»-Risiko.
Obwohl die Struktur eine gewisse Liquidität verspricht, ist Vorsicht geboten. Zwar wird den Anlegern eine mit Kündigungsfristen verbundene Liquidität angeboten und in der Regel auch fristgerecht realisiert, die unterliegenden Investments sind jedoch illiquide Privatmarktanlagen. Diese lassen sich nur bedingt zügig und die Performance schonend in grossen Volumina veräussern.
Welche Struktur hängt von individuellen Bedürfnissen ab
Die Wahl der optimalen Struktur hängt vor allem von den individuellen Bedürfnissen des Investors ab. Stehen Komfort und Flexibilität im Vordergrund, erweist sich die Evergreen Struktur als vorteilhaft. Allerdings profitieren manche Investoren aufgrund ihrer Grösse nur bedingt von der «Liquidität» eines Open-End Vehikels. Ist die Investmenteffizienz von zentraler Bedeutung, dürfte die Wahl auf eine Closed-End-Lösung fallen. In jedem Fall sollte die Struktur aber mit der Anlagephilosophie und dem Anlageprozess des gewählten Asset Managers abgestimmt sein. Die von ihm gewählten Projekte und die Exit-Strategien sind dabei von zentraler Bedeutung.
Unabhängig davon, welches Anlagevehikel ausgewählt wird, müssen Investoren im Ernstfall in der Lage sein, auf Liquidität zu verzichten, da die unterliegenden Investments zu einem gewissen Grad illiquide bleiben. Vor einer Investitionsentscheidung sollten darüber hinaus weitere Aspekte sorgfältig abgeklärt werden. Dazu gehören zum Beispiel die steuerliche Effizienz, eine allfällige Verwendung von Leverage sowie die Basis und die Auswirkung der Gebührenstruktur. Insbesondere für Schweizer Pensionskassen spielt auch die BVV2-Konformität eine entscheidende Rolle.
Die Anlageklasse private Infrastruktur punktet mit sehr attraktiven Eigenschaften, verlangt aber ein gewisses Mass an Aufmerksamkeit.