Dürre mit neuem Pflanzenwachstum

Integration von Biodiversität ins Investmentportfolio

Über die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung hängt vom Zustand der Natur und deren Prozessen ab. Deshalb ist der Verlust von Biodiversität nicht nur aus Umweltschutz-Perspektive eine Notlage, sondern er birgt auch erhebliche Risiken für Investoren. Bislang fehlen einheitliche Messmethoden und Referenzpunkte für die Erfassung von Biodiversitätsrisiken und -chancen. Doch kann eine fundierte Analyse einen Startpunkt hinsichtlich potenzieller Risiken im Portfolio bieten.

Bedeutung der Biodiversität für Investoren

Biodiversität beschreibt die Vielfalt der Arten, ihre genetischen Variationen und die Ökosysteme, in denen sie leben und miteinander interagieren. Biodiversität ist entscheidend für das Gleichgewicht und das Funktionieren von Ökosystemen. Diese stellen die Basis dar für unsere Lebensgrundlagen, wie sauberes Wasser, fruchtbare Böden und die Bestäubung von Pflanzen.

Wer das Thema «Biodiversität» im Investmentportfolio berücksichtigt, kann Risiken mindern und die langfristige Stabilität seines Portfolios fördern.

Weltweite Wirtschaftsleistung wird auf 44 Billionen US-Dollar geschätzt

Die weltweite Wirtschaftsleistung wird auf 44 Billionen US-Dollar geschätzt. Mehr als die Hälfte dieser Wirtschaftsleistung ist in hohem Masse von der Biodiversität abhängig – direkt oder indirekt. Aus diesem Grund bedeutet der Verlust von Biodiversität, dass Risiken für Unternehmen, Investoren und die Gesellschaft entstehen. Bei der Einbeziehung von Klimafaktoren in Entscheidungsprozesse wurden bereits grosse Fortschritte erzielt. In Zukunft sollten auch Biodiversitätsaspekte berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für Unternehmen und Finanzinstitute. Denn diese spielen eine zentrale Rolle beim Übergang zu einer biodiversitätsfreundlicheren Wirtschaft.

Mangel an standardisierten Daten, Metriken und konsistenten Rahmenwerken

Beim Thema «Biodiversität» gibt es noch keine einheitlichen Messmethoden, die mit dem Treibhausgasprotokoll (GHG-Protokoll) vergleichbar sind. Ebenso fehlt es an einer entsprechenden Investitionsgrösse zur Glaubwürdigkeit, zur Erfassung, zur Konsistenz und zur Verbindung relevanter Daten aus den Bereichen Land, Meer und Süsswasser sowie zu den spezifischen regionalen Ökosystemen. 

Derzeit existieren zahllose Methoden, um die Auswirkungen von unternehmerischem Handeln auf die Biodiversität zu messen. Dies erschwert es Investoren, Unternehmen oder Projekte zu vergleichen. Eine ebenso grosse Herausforderung ist es, den Finanzierungsbedarf für biodiversitätsfreundliche Massnahmen zu quantifizieren und die Wirksamkeit nachhaltiger Finanzströme zu demonstrieren. Deshalb ist es so wichtig, sich auf einheitliche Messmethoden zu einigen, Daten auszutauschen und so unternehmerisches Handeln besser beurteilen zu können.

Startpunkt für Investoren

Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) bietet wertvolle Orientierungshilfen zur Integration von Biodiversitätsrisiken und -chancen in die strategische Planung, ins Risikomanagement und in die Anlageentscheidungen. Sie empfiehlt Investoren, sich bei der Analyse von Unternehmen am LEAP-Ansatz (Locate, Evaluate, Assess, Prepare) und den DIRO-Kategorien (Dependencies, Impacts, Risks, Opportunities) zu orientieren:

  • LEAP-Ansatz: Mit dem LEAP-Ansatz werden Biodiversitätsrisiken und -chancen systematisch identifiziert und bewertet. So lassen sich Abhängigkeiten und Auswirkungen lokalisieren und bewerten, Risiken und Chancen analysieren und geeignete Strategien und Massnahmen entwickeln.
  • DIRO-Kategorien: Die DIRO-Kategorien basieren auf der Analyse der Biodiversitätsabhängigkeiten und deren Auswirkungen auf ein Unternehmen sowie der spezifischen Risiken und Chancen. Investoren sollten die doppelte Materialität berücksichtigen. Das bedeutet, es gibt sowohl Abhängigkeiten der Organisation von der Biodiversität (Outside-in) als auch Auswirkungen der Organisation auf die Biodiversität und die Gesellschaft (Inside-out).
Graphik Risiken Biodiversität
Quellen: TNFD & S&P (2025)

Auswirkungen auf die Biodiversität

Wenn Unternehmen durch ihr Handeln die Biodiversität negativ beeinflussen, entstehen dadurch auch aus Sicht des jeweiligen Unternehmens Risiken: Regierungen und der Finanzsektor werden derzeit verstärkt aktiv, um den Rückgang der Biodiversität zu stoppen. Deshalb sind Verursacher-Unternehmen immer mehr Transitionsrisiken ausgesetzt. Diese entstehen, wenn die Strategie einer Organisation nicht an das Umfeld angepasst ist, in dem sie tätig ist. Das öffentliche Bewusstsein für Biodiversität ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, entsprechend entstehen für Verursacher-Unternehmen Reputationsrisiken.

Abhängigkeiten von der Biodiversität

Unternehmerisches Handeln hat nicht nur Auswirkungen auf die Biodiversität, sondern die Unternehmen können auch selbst von der Biodiversität abhängig sein, weil sie für ihre betrieblichen Abläufe die Leistungen gewisser Ökosysteme benötigen, entweder direkt oder auch über die Lieferkette. Diese Risiken sind dann besonders relevant, wenn ohne die Nutzung eines Ökosystems gewisse Produktionsabläufe nicht finanzierbar sind. Bergbauunternehmen sind zum Beispiel stark auf eine sichere Wasserversorgung angewiesen. Wenn eine Mine nicht mehr auf ausreichend Wasser aus bestehenden Quellen zugreifen kann, bedeutet dies für das Unternehmen und die mit ihm verbundenen Finanzinstitute ein höheres physisches Risiko.

Basierend auf dieser Ausgangslage sollten Anleger potenzielle Risiken von Unternehmen hinsichtlich der Auswirkungen auf die Biodiversität und der Abhängigkeiten von der Biodiversität ermitteln und bei ihrer Investitionsentscheidung berücksichtigen. Folgende Fragen können in diesem Zusammenhang hilfreich sein:

Graphik doppelte Materialität
Quelle: Zurich Invest AG (2025)

Fazit

Investoren sollten potenzielle Risiken von Unternehmen so präzise wie möglich identifizieren – und zwar sowohl deren Auswirkungen auf die Biodiversität als auch deren Abhängigkeiten von der Biodiversität. Diese doppelte Analyse, die sich an den TNFD-Leitlinien orientiert, ermöglicht fundierte Entscheidungen. So lässt sich sicherstellen, dass keine einseitigen Diversitätsrisiken entstehen, sondern diese diversifiziert sind, gemanagt werden und sich Chancen nutzen lassen. 

Bei der Analyse sollten folgende Bewertungs-Dimensionen im Fokus stehen:

  • Integration von Biodiversität in den Anlageprozess
  • Orientierung an Biodiversitätsinitiativen
  • Anwendung von Messgrössen und Datenanbietern
  • Engagementaktivitäten mit Fokus auf Lieferketten
  • Sektorengagement
  • Erfolgsmessung
  • Reporting
 
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