Kurzer Rückblick: ESG-Bewegung schritt rasch voran
Nachdem die Vereinten Nationen zuvor Ziele wie die Beendigung von Armut, Hunger und Krieg in der Welt sowie Massnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Lebensweise formuliert hatten, nahm auch die ESG-Bewegung im Jahr 2004 Fahrt auf. Sie hat das Ziel, die Bedürfnisse der heutigen Generation so zu decken, dass auch zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse noch angemessen befriedigen können. Daraus folgt, dass die vorhandenen Ressourcen geschont und nicht bedenkenlos verschwendet werden dürfen.
Die Vereinten Nationen haben deshalb in diesem Zusammenhang Management- und Investitionsprinzipien formuliert, die drei Bereiche umfassen.
- Im Bereich «Umwelt» stehen die Eindämmung des Klimawandels und die Bekämpfung des Wassermangels im Vordergrund.
- Im Bereich «Soziales» geht es um die Schaffung von fairen Arbeitsbedingungen und um die Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden.
- Im Bereich «Governance» wenden sich die Vereinten Nationen an die Führungen von Unternehmen. Sie sollen sicherstellen, dass Wege beschritten werden, die zum Erreichen der Ziele beitragen.
Unternehmen und Investoren in Europa und den USA folgten den Vorschlägen der UN unter anderem durch die Entwicklung von ökologischen Produktionsmethoden und die Verpflichtung, ESG in ihre Anlagestrategien einzubeziehen.
Im Laufe der Zeit gewann die ESG-Bewegung stetig weiter an Dynamik. Gestützt werden diese wichtigen Zielsetzungen nicht nur von Menschen, NGOs und Koalitionen, sondern auch von Unternehmen, Anlegern und Vermögensverwaltern. Noch während der Covid-Pandemie haben die Investitionen in Unternehmen mit einem hohen ESG-Bewusstsein stark zugenommen. Die Morningstar-Daten wiesen zu dieser Zeit die grössten Investitionsflüsse in ESG-Fonds bei europäischen Anlegern aus. An zweiter Stelle standen US-amerikanische Investoren.
Heute: ESG-Bewegung befindet sich im Leerlauf
Orientierung, Transparenz und Messbarkeit helfen die Zukunft zu gestalten
Aber wie geht es nun weiter mit ESG? Entscheidungsträger brauchen in dieser Phase so dringend wie nie zuvor Orientierung. Die Glaubwürdigkeit der Bewegung hängt davon ab, ob sie die aktuellen Probleme bewältigen kann. Regulierungsbehörden und Verbände können Übertreibungen und Fehlverhalten eindämmen. Dazu müssen sie konkrete Empfehlungen geben und fixe Standards setzen. Das prinzipielle Interesse der Investoren an nachhaltigen Anlagen wird aufgrund der grossen Aufmerksamkeit für den Klimawandel weiterhin bestehen bleiben. Gelingt es der ESG-Bewegung, wieder glaubhaft für ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu stehen, werden wohl auch die Investitionszuflüsse wieder zunehmen.
Es wurde in den letzten Jahren oft darüber berichtet, dass Schweizer Pensionskassen ihre Nachhaltigkeitsleistungen im Bereich ihrer Vermögensanlagen steigern. Verschiedene Akteure auf dem Anlagemarkt, darunter auch der Bund und der Schweizerische Pensionskassenverband (ASIP), haben Standards und Empfehlungen veröffentlicht. Diese sollen dazu führen, dass die Berichte über Nachhaltigkeit von institutionellen Investoren aussagekräftiger und einfacher vergleichbar werden. Das Ziel ist es, die Transparenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsleistungen weiter zu erhöhen und es Investoren und anderen Interessengruppen zu ermöglichen, fundierte Anlageentscheidungen zu treffen. Die Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen von Vermögensanlagen können so besser eingeordnet und bewertet werden.
ESG-Bewegung durch Glaubwürdigkeit stärken
Um die Investitionszuflüsse wieder zu steigern und das prinzipielle Interesse der Investoren an nachhaltigen Anlagen zu belohnen, muss es die ESG-Bewegung schaffen, den Anlegern den Nutzen und die Notwendigkeit von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit glaubhaft zu vermitteln.
Damit bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen erreicht werden, bedarf es unbestreitbar konkreter und aktiver klimapolitischer Massnahmen, die von Regierungen und Unternehmen gemeinsam getragen werden müssen. Aber auch private Haushalte müssen ihren Teil dazu beitragen, den globalen Temperaturanstieg auf unter 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die notwendige Transformation der Wirtschaft und des Energiesektors erfordert die Reduktion von Emissionen, den verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien sowie mehr Energieeffizienz und nachhaltige Praktiken in allen Bereichen.