Investitionen in Infrastruktur steigen stark an
Bei den international verwalteten Vermögen stellten nach Angaben des Londoner Datenanbieters Preqin Investitionen in Infrastrukturprojekte in den vergangenen zehn Jahren das am stärksten gewachsene Privatmarktanlagensegment dar. In diesem Zeitraum haben sich diese Investitionen fast vervierfacht. Im letzten Herbst erreichten sie eine Höhe von 639 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der nicht börsennotierten Infrastrukturfonds, die im Juli 2021 auf dem Markt waren, ist seit Jahresbeginn um satte 25 Prozent gestiegen. Damit wurde ein neuer Höchststand erreicht. Insgesamt waren es 328 Fonds, die ein Gesamtkapital von 238 Milliarden US-Dollar anstrebten.
Nachdem sich die Mittelbeschaffung vor einem Jahr verlangsamt hatte, weckt die Covid-19-Pandemie nun neues Interesse an Infrastrukturfonds. Die getätigten Investitionen in die Versorgungsnetze, soziale Einrichtungen und Produktionsanlagen hielten während der Pandemie im Allgemeinen ihr Versprechen hinsichtlich ihres Rendite-Risiko-Profils. Covid-19 war wohl der erste grosse Test, den die Anlageklasse Infrastruktur seit ihrer Entwicklung zu bestehen hatte. Und da sie sich als Anlageklasse ziemlich gut behauptet hat, setzt sich der Trend, Investitionen in Infrastruktur zu tätigen, unbeirrt fort. Ursächlich für diese Entwicklung sind drei Faktoren:
- das lang anhaltende Tiefzinsumfeld
- die boomenden Börsenkurse, die schwindelerregende Höhen erreicht haben
- Infrastrukturanlagen korrelieren vergleichsweise wenig mit den traditionellen Finanzmärkten.
Insbesondere der dritte Aspekt trägt massgeblich dazu bei, dass sich Investitionen in Infrastrukturprojekte bestens zur Risikodiversifikation innerhalb eines Portfolios eignen.
Billionen-Dollar-Infrastrukturpaket in den USA
Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ausgaben für Infrastruktur weiter steigen werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf Projekten liegen, mit denen die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung erreicht werden. Das Thema Infrastruktur steht auch in den USA im Zentrum der öffentlichen Diskussion. Der Senat verabschiedete im August ein umfassendes Billionen-Dollar-Infrastrukturpaket. Er setzte damit den Schlusspunkt unter wochenlange intensive Verhandlungen und Debatten über die grössten Bundesinvestitionen in die alternde öffentliche Infrastruktur der Nation seit mehr als einem Jahrzehnt.
Investoren sind in Europa aktiver
Unabhängig vom Ausmass der Beteiligung des Privatmarktes an der Umsetzung der Ziele der Infrastrukturgesetze werden private Infrastrukturfonds reichlich Gelegenheit haben, grosszügig in den USA zu investieren. Allerdings liegt Nordamerika beim Gesamtwert der Infrastrukturgeschäfte in den Jahren 2020 und im ersten Halbjahr 2021 bisher hinter Europa zurück. In Europa lag der Gesamtwert der Infrastruktur-Deals in beiden Perioden über 100 Milliarden US-Dollar und damit signifikant höher als in Nordamerika mit 80 und rund 60 Milliarden US-Dollar.
Zunehmende Nachfrage in der Schweiz
Auch bei vielen Schweizer Pensionskassen stösst das Dossier Infrastruktur auf ein zunehmendes Interesse. Das drückt sich insbesondere in der Anzahl der Anfragen von Investment Consultants aus. Gründe dafür sind aber nicht nur im tiefen Zinsumfeld, am Mangel an Alternativen und der Diversifikation zu finden. Ein weiterer Grund ist, dass seit Oktober 2020 Infrastrukturanlagen bei den Anlagerichtlinien für Pensionskassen nicht mehr in die Kategorie der alternativen Anlagen fallen. So können Schweizer Pensionskassen nun gemäss der revidierten BVV 2-Verordnung neu bis zu zehn Prozent ihrer Vermögen in diese neue Anlagekategorie investieren. Derzeit liegt die durchschnittliche Infrastruktur-Allokation bei etwa 1 Prozent. Einige Vorsorgeeinrichtungen planen, ihre Allokationen zu erhöhen und betrachten mittelfristig eine Quote von 3 bis 5 Prozent als optimal.